Intensives Wochenende

Am vergangenenen Wochenende war es endlich so weit: Mein erstes Autorentutorium startete im Essener Unperfekthaus mit drei hochmotivierten Teilnehmerinnen, von denen eine die Anregungen heute sogleich in ein überarbeitetes Exposé umsetzte. Und trotz ausgiebiger Vorbereitung war so manches an dem Tutorium auch für mich als Kursleiterin und Veranstalterin überraschend.

Da es zum Seminar gehörte, im Vorfeld mit mir die vorzustellenden Projekte per E-Mail zu besprechen und so schon einmal zu klären, welche Frage- und Probelmestellungen denn aus Sicht der Teilnehmerinnen die wichtigsten wären, kannte ich als einzige alle drei Arbeiten. Das war nicht nur als Hilfestellung für die Vorbereitungen der Teilnehmerinnen gedacht. Es war vor allem für mich wichtig, um das Tutorium optimal zu strukturieren: Wer stellt sein Konzept wann vor, wo soll eine Leseprobe als Vorleseprobe eingebunden werden, welche allgmeinen Dinge lassen sich an welchem Beispiel am besten illustrieren, etc.

Alle drei Projekte waren noch in einem eher frühen Stadium – für ein Konzept gab es ein (recht detailliertes) Exposé, Charakterstudien und ausgearbeiteten Leseproben, ein zweites Projekt bestand aus einem noch eher allgemeinen Entwurf und ersten Leseproben und das dritte Projekt war im allerersten Stadium, sozusagen auf dem Weg von der Idee zum Plot. Ich hatte mich entschieden, im Tutorium gewissermaßen chronologisch vorzugehen, also mit dem Stoff zu beginnen, der noch am wenigstens weit entwickelt war und mit dem ausgefeiltesten Werk zu enden. So wollte ich auch sicher stellen, dass unabhängig vom Entwicklungsstand jedes Projekt dieselbe Aufmerksamkeit bekommt.

Ich gestehe, dass ich im Vorfeld leichte Bedenken hatte: Würden drei Romanstoffe uns genug ‚Futter‘ geben, um fünf Stunden (ggf. abzüglich einer Art Mittagspause) Tutorium zu füllen, ohne dabei die Teilnehmerinnen und/oder mich als Kursleiterin zu überfordern? Bei Uniseminaren hatte ich in den letzten Jahren feststellen müssen, dass mehrstündige Veranstaltungen tunlichst zweistellige Teilnehmer haben sollten, um ermüdender Überforderung auf allen Seiten vorzubeugen. Deshalb hatte ich fürs Tutorium auch noch reichlich ‚Plan B‘ im Gepäck – nicht nur meine Fragen an jeden Stoff/jede Autorin und allgemeine Themen rund um die ersten Stadien der Arbeiten an einem Roman, sondern auch noch fremdes Material (Hinweise von Patricia Highsmith, Anfänge und Schlüsse von Lieblingsromanen, etc.), Aufgaben für praktische Übungen zu jedem Projekt zur Vertiefung und diverse ‚Schreibspiele‘ zur Auflockerung, sollte dies nötig werden.

Wurde es aber nicht, rein gar nicht, um genau zu sein:  Wir waren so in die Diskussionen vertieft, dass wir uns zwischen den Stoffen gerade mal die Zeit für kurze Pausen nahmen – während die einen sich noch einen Kaffee holten oder zur Toilette gingen, rauchte die andere oder es wurde sich am Buffett im Restaurant bedient (die hervorragende Ausstattung des Raumes aber auch das gesamte Angebot des Unperfekthauses haben sicher zum Gelingen des Seminares beigetragen!). Echter Leerlauf, ein Aussteigen aus den Diskussionen gar, war so unerwünscht wie letztlich überflüssig. So wunderte es mich am Ende nur noch ein ganz klein wenig, dass meine drei Teilnehmerinnen sich einig waren, es hätte ruhig länger sein dürfen, am besten ein Ganztagesseminar …

Ob ich das mit jeder Dreiergruppe ratsam fände, weiß ich noch nicht. Mit dieser ersten wären gewiss auch acht Stunden mach- und fruchtbar gewesen (dann aber mit einer längeren Pause). Also überlege ich nun, wie ich diese Erfahrung in die Planung der nächsten Autorentutorien einfließen lassen werde … aber dazu später mehr.

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