Habe ich überhaupt genug Stoff, um mein Projekt im Autorentutorium vorzustellen? Reichen meine Erfahrungen mit der Literatur aus, um mit den anderen Teilnehmern mitzuhalten, ihnen sinnvolle Rückmeldungen und Anregungen in der Diskussion ihrer Stoffe zu geben? Diese und ähnliche Fragen tauchen im Vorfeld der Tutorien immer wieder auf. Und weil nicht jeder am 2. Dienstag im Monat zur Schreibsprechstunde ins Unperfekthaus nach Essen kommen kann, versuche ich an dieser Stelle mit Hinweisen zu helfen.
Wenn Sie überlegen, am Autorentutorium teilzunehmen, heißt das ja schon einmal, dass Sie an einem längeren Werk arbeiten. Ob es sich dabei um eine Novelle oder ein Kinderbuch handelt, Sie an der Konzeption einer Krimireihe sitzen oder einen Erzählband erarbeiten, Sie einen Thriller plotten oder Sie an einem Roman ohne feste Genrezuordnung schreiben — es gibt eine Idee, es gibt vermutlich so etwas wie einen Grundplot und in vielen Fällen auch schon Text. Vor allem aber haben Sie (mindestens) eine Frage oder Problemstellung, deren Klärung Sie im Rahmen des Tutoriums anstreben.
Stellen Sie sich vor, Sie wollten dieses Problem einer guten Freundin oder einem Kollegen vorstellen. Dann müssten Sie zunächst die Grundidee Ihres Werks schildern – welchem Genre lässt es sich zuordnen, wer sind die Hauptfiguren, was ist die Grundgeschichte, etc. Wie lange dauert das wohl? Brauchen Sie eher drei Sätze, drei Minuten oder gar eine halbe Stunde dafür? Und wie verhält es sich mit dem Problem oder der Fragestellung, die Sie umtreibt, für die Sie Unterstützung suchen? Lässt die sich in wenigen Sätzen schildern, gibt es eine ausgearbeitete Szene, die vorzustellen wäre oder haben Sie das Gefühl, Sie müssten sehr weit ausholen, um klarzumachen, wo der Knackpunkt liegt?
Möglicherweise haben Sie jetzt, nachdem Sie diesen Fragen im Geist gefolgt sind, bereits Ihre Antworten gefunden. Herzlichen Glückwunsch – dann brauchen Sie zumindest für diese kein Tutorium mehr. Oder Sie stellen fest, eigentlich haben Sie gar kein Problem, das Sie nicht alleine lösen können, aber schlichtweg das Bedürfnis, Ihre Arbeit Kollegen vorzustellen und eine Rückmeldung dazu zu erhalten (gerade wir einsamen Schreibtischarbeiter kriegen ja sonst nicht allzu oft direkte Anerkennung …). Was nicht „viel“ erscheinen mag, aber in der Tat ein guter Grund fürs Tutorium ist. Oder Sie merken vielleicht, dass es Ihnen noch schwer fällt, Ihre Arbeit und/oder das aktuelle Problem dabei in Worte zu fassen – auch dann macht es Sinn, sich Unterstützung zu suchen (wer braucht schon Hilfe, wenn gerade alles perfekt läuft?!).
Mein Rat lautet also: Setzen Sie sich mit Ihrem Stoff auseinander. Stellen Sie sich vor, Sie könnten ihn mit anderen diskutieren. Wenn sich das für Sie grundsätzlich hilfreich anfühlt – und Sie zugleich neugierig darauf sind, woran Ihre Kollegen schreiben und wie sie arbeiten, dann sind Sie aller Wahrscheinlichkeit nach ganz richtig im Tutorium. Und wenn Sie noch Fragen im Vorfeld haben, stellen Sie sie. Gern auch mit untenstehendem Kontaktformular:
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Hat dies auf Stimmengewirr II rebloggt und kommentierte:
Heute mal was für die Schreibprofis …