Normalerweise schreibe ich über das, was ich lese, in der Rubrik „Schreibkram“ in meinem Blog. Aber bei Telling Lies For Fun & Profit von Lawrence Block liegt der Fall ein bisschen anders: Dieser ausgesprochen praxisbezogene Schreibratgeber ist zudem exzellente, amüsante Lektüre, die jeder mit Hang zur Schriftstellerei gelesen haben sollte. Außer natürlich, er oder sie gehört zur raren Spezies derer, die nie von Selbstzweifeln bei der Schreibarbeit geplagt werden.
Das Buch basiert auf den Artikeln aus Lawrence Blocks Kolummne in Writer’s Digest. Auch, wenn das Material aus den 70er, 80er und 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts stammt, werden seine Gedanken zur Arbeit des Schriftstellers und seine Ratschläge für alle, die sich in eben diesem Metier versuchen, nicht weniger wahr oder hilfreich. Kein Wunder, Aristoteles ist seit 2000 Jahren tot, was ihn ja ebenfalls nicht davon abhält, der bestimmende Denker zu sein, wenn es ums Drama geht.
Bock aber lebt immer noch, und schreibt, und schreibt, und schreibt. Das Geheimnis seines Erfolges oder vielmehr all die Erfahrungen, die Trick, wie man sich selbst überwindet, immer besser schreiben lernt, teilt er mit seinen Lesern. Dabei zeigt bereits ein Blick ins Inhaltsverzeichnis, mit wie viel Humor und Sprachgefühl Block zu Werke geht:
In Part One: The Liar’s Trade betrachtet er Fiktion oder das Schreiben von solcher als Beruf, Marktanalyse inklusive. In Part Two: Nose To The Grindstone, Shoulder To The Wheel geht es ans Eingemachte, oder vielmehr an diverse Facetten der Erkenntnis, dass man Schreiben nur durch Schreiben lernt – man also loslegen, sich üben und dran bleiben muss (was er noch viel schöner, differenzierter und über ein paar Dutzend Seiten hinweg mit vielen Beispielen nachvollziehbar sagt). In Part Three: Oh What a Tangled Web dagegen stehen strukturelle Fragen fiktionalen Erzählens im Vordergrund – und ich denke, jeder, dem beim Einfachdrauflosschreiben auf Seite 150 die Luft ausging oder aber der Kopf schier platzte, weil all die losen Enden kaum mehr im Gedächtnis zu behalten und erst recht nicht mehr elegant und folgerichtig verknüpft zu erzählen waren, wird hier Hilfreiches finden. Part Four: One Damned Word After Another dreht sich ums Schreiben als Handwerk, d.h. auch und vor allem um die Arbeit mit der Sprache und wie dabei jeder für sich das Beste herausholen kann. Und am Ende kommt er dann, nicht ganz ernst gemeint, aber auch nicht ohne tieferen Sinn mit Isn’t That The Truth zu den letzten Fragen, sozusagen, nämlich, indem er in einem „Gebet“ Fiktion als spirituelle Übung betrachtet.
Gratis zu all dem gibt’s eine Einleitung von Sue Grafton, das hat man ja auch nicht alle Tage. Und weil dieser Ratgeber vor allem Lust aufs Schreiben macht, während man Spaß beim Lesen hat, ist er definitiv eine Empfehlung wert, selbst, wenn das Buch nicht immer und überall verfügbar sein sollte.