Seit den 1980er Jahren gibt es ihn – den Frauenkrimi. Manche Verlage haben sich auf ihn spezialisiert, andere haben wenigstens eine Frauenreihe, in der u.a. Krimis veröffentlicht werden. Bei gewissen Verlagen wie Autorinnen ist die geschlechtsspezifische bis feministische Ausrichtung Programm, bei anderen eher Marketingstrategie. Und natürlich gibt es inzwischen auch Männerkrimis …
Diese scheinbare Selbstverständlichkeit gilt es zu hinterfragen und am Beispiel ausgewählter Texte sowie mithilfe theoretischer Texte der Frage nachzugehen, ob und wenn ja wie sich Geschlecht oder vielmehr die Konstruktion Gender in der Kriminalliteratur abbildet. Schreibt „sie“ anders, als „er“ denkt? Oder schreiben sie ’nur‘ über andere Themen, verschiedene Inhalte? Wie sehr beeinflussen mein eigenes Geschlecht wie auch meine Gendervorstellungen mein Verständnis beim Lesen – und beim Schreiben? Denn zum besonderen Ansatz dieses Seminars der (Kriminal)Schriftstellerin und (Erzähl)Wissenschaftlerin Dr. Mischa Bach gehört es, auch Raum und Anregung für eigene Experimente im Krimischreiben zu bieten, die gemeinsam unter Genderaspekten diskutiert werden sollen.
Themen (Auswahl):
- Wer hat’s geschrieben? Ein Einstiegsexperiment mit drei Kurzkrimis ungelöster Autorenschaft und der Frage, was verstehen wir eigentlich unter Gender?
- Britische Ladies gegen US-Rüpel: Was haben die beiden klassischen Richtungen des Genres, der ‚cozy‘ oder ‚Rätselkrimi‘ britischer Machart und der amerikanische Hardboiled – mit Gender zu tun?
- Feminismus und Krimi am Beispiel von Sue Graftons Roman „B is for Burglar“
- Frauenkrimi/Männerkrimi oder was Sabine Deitmer („Kalte Küsse“) und Norbert Horst („Sterbezeit“) wirklich unterscheidet