Die allererste Frage zur Schreibspechstunde kam vom Doris aus Essen und da bislang außer mir noch niemand durch den Regen ins Unperfekthaus zur Schreibsprechstunde gekommen ist, antworte ich doch mit Doris‘ Erlaubnis gleich mal hier auf ihre Frage zum Thema Rezensionen und wie man seinen Perfektionsimus überlistet:
Doris schrieb:
Liebe Mischa Bach, ich als Vielleserin tue mich schwer mit den Rezensionen. Meine allerersten Eindrücke kommen spontan aus vollem Herzen und ungefiltert. Wenn ich dann ans Schreiben denke, komme ich in so etwas wie eine Perfektionismusebene und denke, das reicht alles nicht und lasse es dann meistens. Kannst Du mir einen Tipp geben, wie ich die spontane Meinung zuverlässiger zu Papier bringen und mich quasi selbst überlisten kann?
Und hier meine Antwort:
Liebe Doris, wie wäre es mit einem speziellen Notizbuch nur für (spontane) Rezensionen? Und von da aus kann sich dann alles weitere ergeben … Du könntest alle paar Wochen (oder Tage) diese Notizen „einfach nur so“ abtippen … und wo es Dich dann packt, mehr draus machen. Wäre das ein Ansatz?
Liebe Grüße
Mischa
… übrigens: Jede, die hier mitliest, kann sich per Kommentarfunktion (s.u.) auch quasi live beteiligen, während ich drauf warte, dass weitere Frauen den Weg zu mir in Raum 106 finden. Eine (beinahe) ganze halbe Stunde bin ich hier heute noch zu finden 😉
Ich möchte dazu aus Autorinnensicht antworten:
Liebe Doris!
Es ist nicht wichtig, dass eine Rezension besonders klug, ausgefeilt oder perfekt daherkommt. Ungefilterte und aus dem Herzen kommende Rezensionen sind echt und stark, und selbst wenn das Buch dabei nicht gut wegkommt, so sieht man doch wenigstens, dass sich jemand mit dem Buch beschäftigt und sogar eine Rezension dafür geschrieben hat!
Ein Buch, über das niemand spricht, ist ein langweiliges Buch. Es lebt nicht.
Und das gehört zu den traurigen Erlebnissen im Autorenalltag, denn wir schreiben ja für Leserinnen und Leser und nicht für uns (zumindest bei den meisten ist das so 😉 )
Eine Rezension kann hilfreich für andere Leser sein, sie kann uns AutorInnen auch sehr nützliche Rückmeldung geben, aber in erster Linie zeigt sie uns, dass das Buch nicht nur gekauft, sondern auch gelesen wird. Und dass es etwas bei den Lesern auslöst.
Also: nur Mut!
🙂
Leider wahr: wenn ich zurückdenke und auch meine geschriebenen Rezensionen nachlese, fällt mir auf, dass ich ‚eigentlich ‚ wenig an Autorin/Autor denke. Im ersten Anlauf, erst später will ich dann mehr erfahren von der Person, die mir das alles erzählt hat. Fast typisch: Don Quijote, erst als ich angebissen habe, wollte ich mehr über Autor und Übersetzer wissen.
Ein Heft zum einschreiben habe ich mir schon gekauft: darin steht als erstes ‚Blaupause‘ von Theresia Enzensberger.