Später Schnellcheck

Schon seit Sommer 2016 liegt Karen Christine Angermayers „Bist Du bereit für Dein Buch und das Abenteuer Autor sein?“ bei mir und wartet, dass ich mir einen Eindruck davon veschaffe. Doch weil der Untertitel nun mal „Das Arbeitsbuch mit 250 Fragen für Deine Klarheit und Deine Entscheidungssicherheit“ lautet, brauchte ich erstmal ein passendes Projekt, wie ich fand. Jetzt bin ich durch (mit Angermayers Buch, wohlgemerkt), und meine Antwort auf die Frage, für wen ist das Buch das richtige, gibt’s nun hier.

Ein Buch nur mit Fragen, ein Buch, das einen dazu bringt, neu, anders über den eigenen Stoff nachzudenken, das ist ja schon mal an sich eine gute bis sehr gute Idee. Und passt sowohl zu meinem Ansatz als Coach wie auch zu meinen eigenen ‚Spielbedürfnissen‘ als Autorin. Allerdings passen nicht alle Fragen bzw. alle Ansätze aus dem Buch zu jedem Autor in jeder Lebenslage.

Den ersten Teil mit den Fragen zum Schreiben an sich kann vermutlich fast jeder Autor irgendwann einmal und viele von uns sogar wiederholt gebrauchen. Auch, wenn nicht in jedem Stadium der Arbeit und für jedes Autorennaturell alle 83 Fragen sinnvoll sein werden, die, die es sind, können ausgesprochen erhellend sein. Mir alter Häsin ging bei einer der Fragen jedenfalls ein ganzer Kronleuchter auf – allein dafür gebührt Karen Christine Angermayer mein herzlicher Dank.

Im zweiten Teil, wo es um die Persönlichkeit geht, ist manches clever, manches hilfreich und manches ein Stück zu kurz gedacht. Während man Teil I sicher auch dazu benutzen kann, beim 17. Roman aus einer Denkecke rauszukommen, richtet sich Teil II sehr viel deutlicher an Anfänger, an Autoren in spe. Und da dann an Menschen, die – sagen wir: ein eher normales Leben gelebt haben und leben. Menschen mit Traumata im Hintergrund könnten an mancher Stelle aus dem Kopfschütteln über eine gewisse Naivität nicht herauskommen. Aber, nun ja, die meisten Menschen leben ja normale Leben, jedenfalls hoffe ich das für sie. Und alle andern sind hiermit gewarnt. 😉

Teil III ist mit „Zum Verlegen und Selbstverlegen“ überschrieben, und auch hier gilt: Anfänger werden viele der Fragen die Augen öffnen, ganz gleich, ob es um die erste Verlagsveröffentlichung oder den ersten Versuch in Sachen Selfpublishing geht. Doch wer schon Erfahrung mit dem Veröffentlichen hat oder als Debütant mit seinem Buch noch gar nicht so weit ist, dem dürfte dieser Teil nicht allzu viel bringen, fürchte ich.

Ganz ähnlich sieht es mit Teil IV aus, in dem es um die Vermarktung geht. Das ist ein weiteres Thema, das erst mit einem fertigen Manuskript so richtig Sinn macht. Im Prinzip könnte man sagen, macht nichts, dann lege ich das Fragenbuch halt beiseite, bis ich mit meinem Manuskript so weit bin, dass sich Veröffentlichungs- und Vermarktungsfragen stellen. Aber ich fürchte, der eine oder andere könnte von diesen ‚Vorgriffen‘ verschreckt werden, weil sie die Bergebesteigung, die das Schreiben eines Buches bedeutet, noch schwieriger, steiler aussehen lässt, als sie eh schon ist.

Von daher lautet mein Fazit: „Bist Du bereit …“ kann für Debütanten und Anfänger sehr hilfreich sein, wenn sie sich von der Fülle der Fragen und deren thematischer Spannweite nicht erschrecken lassen und die Fragen zur Persönlichkeit nicht zu ernst nehmen. Autoren mit Schreiberfahrung, die ihre Arbeit mal aus einem anderen Blickwinkel betrachten wollen, profitieren womöglich von der einen oder anderen Frage aus dem ersten Teil des Buches. Aber ob sich dafür die Anschaffung dieses Buches lohnt oder es nicht doch sinniger wäre, einen Coach oder Lektor zu engagieren, muss jeder für sich entscheiden.

2 Gedanken zu „Später Schnellcheck

  1. Liebe Mischa,
    eine sehr ausführliche Rezension, danke für die Einblicke in dein Lese-Erlebnis. Ich hatte am Anfang vermutet, dass die 250 Fragen darauf hinauslaufen, dass man 250 Antworten in das Buch schreiben muss und auf diesem Weg sein Werk besser kennen lernt. Aber es sind ja nur 250 Fragen als 250 Unterpunkte zu verstehen…. Ich hatte eine deutlich interaktivere Vorstellung aufgrund des Buchtitels. In dieser Hinsicht erscheint mir die Zahl 250 recht abschreckend: So viele Dinge, die ich als Autor beachten muss?
    Liebe Grüße, Alexandra

    • Liebe Alexandra,
      freut mich zu lesen, dass meine Rezension hilfreich war. 🙂
      ich habe ja auch ein wenig die Befürchtung, dass der schiere Umfang – eben die Zahl 250 – abschreckend sein könnte. Vielleicht wäre es noch besser gewesen, entweder zwei Bücher -eines als Begleiter beim Schreiben, eines als Vorbereitung zum Veröffentlichen daraus zu machen? Denn generell ist der Grundansatz ja spannend und gut.
      Viel Inspiration fürs eigene Schreiben
      wünscht
      Mischa

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